Nach der Einführung des e-dec Export Verfahrens haben die meisten handelsorientierten Unternehmen weitergehende Verbesserungen in der Zollabwicklung eher ruhen lassen. In den letzten 18 Monaten haben Neuerungen bei der IT-gestützten Abwicklung von offenen Zolllagern (OZL) sowie die Einführung des Nationalen Transitverfahrens für Unternehmen und Spediteure, welche diese Verfahren anwenden, zusätzliche IT-Anpassungen notwendig gemacht.

Anfangs 2016 wurde die UID-Nummer in der Zollabwicklung eingeführt und neu ist es auch möglich, elektronische Bewilligungen (E-Bewilligungen) zu verwenden.

Einführung eVV Import

Als Nächstes steht die verbindliche Einführung der elektronischen Zollquittung (eVV) in der Importabwicklung per März 2018 an. Davon sind gegen 20‘000 Unternehmen betroffen, die meisten davon KMUs.

Die bis 2018 verbleibende Zeit ist kurz bemessen, entsprechend erhöht sich 2017 die Priorität der Umsetzung bei IT und Abläufen für alle Importeure und Verzollungsdienstleister.

Die eVV Import wird als Teil des Entlastungsprogramms Bund der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) wesentliche Erleichterungen und Einsparungen bringen. Damit dieses Grossprojekt schnell umgesetzt werden kann, hat die EZV anfangs 2016 das neue System der Zollkundenverwaltung (ZKV) eingeführt. Zollkunden müssen seither die eigenen Zollstammdaten selbständig eingeben und pflegen, was gerade bei der Umstellung des Zollkontos auf elektronisch essentiell sein wird.

Vorteile für die Wirtschaft

Konkret bedeutet dies, dass sich alle importierenden Unternehmen mit eigenem Zollkonto von Papier- auf digitale Abläufe umstellen müssen.

Die aufwändige Kontrolle von Papierdokumenten fällt endlich weg. Die eVV und Zollbordereaus können unmittelbar nach der Zollanmeldung durch den Inhaber des Zollkontos (ZAZ) abgerufen, online kontrolliert und mit dem Auftrag abgeglichen werden. Plausibilitätsprüfungen können IT-gestützt einfacher durchgeführt und Fehler bei der Verzollung schneller erkannt werden. Die rechtskonforme Archivierung von Zolldokumenten erfolgt digital, was einen unkomplizierten Zugriff bei Nachfragen ermöglicht. Die digitalen Zolldaten erlauben zudem einfache und schnelle Auswertungen in Echtzeit über alle Zoll- und MWST-relevanten Informationen wie Abgaben, Ursprungsländer, Verzollungsart, Spediteur usw.. Dies erhöht die Transparenz der Verzollungsprozesse und –kosten.

Die eVV löst also nicht nur tonnenweise Papier ab sondern bietet vielmehr eine weitere Chance, die Digitalisierung von Geschäftsprozessen mit Behörden sowie firmenintern voranzutreiben. Dabei ist neben der EZV auch die Eidg. Steuerverwaltung Nutzniesser, welche die korrekte Abwicklung der MWST im Zusammenhang mit Importen und Exporten prüft.

Industrie 4.0 - weg von Dokumenten zu sicheren Daten

Für die Behörden steht die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Verladern und Verzollungsdienstleistern naturgemäss nicht im Vordergrund. Die neuen Verfahren und Systeme ermöglichen Industrie und Handel jedoch, die Zusammenarbeit mit Verzollungsdienstleistern zu verbessern und noch transparenter zu gestalten. Gerade im stark operationell und teilweise von Hektik getriebenen Speditionsgeschäft bieten System-, Daten- und Prozessintegration noch wesentliches Potenzial für Effizienzsteigerungen.

Bei genauer Betrachtung der gegenseitigen Abhängigkeiten aller Akteure in der Supply Chain in diesem oft zeitkritischen Geschäft, zeigen sich noch zahlreiche Möglichkeiten für Prozessoptimierungen durch einen nahtlosen Datenaustausch. Industrie 4.0, eGovernment, eCommerce und Cloud sind nicht nur Schlagworte, die für sich alleine stehen. Es ist gerade auch die firmenübergreifende Digitalisierung, die Effizienzsteigerungen und eine höhere Compliance bringt. Der digitale Datenaustausch mit dem Zoll bietet deshalb eine gute Chance, die Zukunft kosteneffizienter zu gestalten.

Autor: Roland Schumacher, CEO SISA
Quelle: swissexport journal Q2/2017