Ende dieses Jahres, spätestens Anfang 2017 soll der Echtbetrieb eines Cargo Community Systems (CCS) der Schweiz, „e-freight“, schrittweise starten. Die ersten Teilnehmer sind Unternehmen, die bereits in der Pilotphase am Aufbau und Testbetrieb mitgewirkt haben. Hierzu gehören u.a. der international agierende Luftfrachtspediteur Lamprecht Transport AG und das IT-Unternehmen SISA Studio Informatica SA.

Das Projekt „e-freight“ wurde bereits 2012 unter Federführung des Industrieverbands IG Air Cargo Switzerland und in Zusammenarbeit mit den Verbänden Spedlogswiss, SSC Swiss Shippers Council und Swissexport sowie mit finanzieller Unterstützung des BAZL (Bundesamt für Zivilluftfahrt) lanciert. Ziel war die Entwicklung einer Flughafen-übergreifenden, landesweiten Datenaustauschplattform für die Luftfracht. Basis ist das „Datacenter“ von Spedlogswiss.

Elektronische Air Cargo Community Systeme werden bereits seit einigen Jahren an zahlreichen Flughäfen - von Hongkong und Singapur bis Amsterdam, Paris und Frankfurt - erfolgreich genutzt. Sie steigern die Effizienz der Frachtabwicklung und ermöglichen eine schnellere und papierlose Dokumentenabwicklung.

Wie funktioniert das Schweizer System?

Der Verlader kann seine Luftfrachtaufträge ab seinem eigenen IT-System oder direkt in der Datenplattform von Spedlogswiss erfassen und an seine Partner weiterleiten. Als Gegenleistung erhält er automatische Status-Updates des Sendungsverlaufs. Durch die Anbringung einer SSCC-Barcode-Etikette mit eindeutiger Identifikation werden seine Frachtstücke jederzeit identifizierbar und nachverfolgbar.

Der Spediteur erhält vollständige und korrekte Daten von seinem Auftraggeber und übernimmt diese via Datacenter in sein eigenes IT-System. Aufbauend darauf erstellt er den Transportauftrag und übermittelt diesen an den von ihm beauftragten Abholer erneut via Datacenter. Mit den gleichen Daten werden der Luftfrachtbrief erstellt und die Master-Airwaybill-Etiketten generiert. Abschliessend wird der elektronische Luftfrachtbrief (FWB) an die Fluggesellschaft übermittelt.

Die Transportfirma übernimmt den Abholauftrag in ihr Dispo-System holt die Frachtstücke beim Verlader ab, scannt die SSCC-Etiketten und generiert so transparente Sendungsstati. Die Fracht wird anschliessend dem Ground Handling Agent am entsprechenden Flughafen angeliefert.

Die Airline ergänzt die bestehende Flugbuchung durch die vom Spediteur erhaltenen AWB-Daten (FWB) und leitet diese elektronisch weiter an ihren Ground-Handler. Diese Daten bilden ebenfalls die Grundlage für die Ausfuhrbewilligung durch den Zoll und die Transportbestätigung der zuständigen Sicherheitsbehörden für sichere Luftfracht.

Der Ground Handling Agent (landside) übernimmt die Daten ab der e-freight Plattform, identifiziert die Sendung (Frachtstücke) via Scan bei der Warenannahme, nimmt die entsprechenden sicherheitsrelevanten Kontrollen vor, bereitet die Ware für die korrekte Luftfrachtabwicklung vor und leitet diese an die Airline bzw. den entsprechenden Ground Handling Agent (airside) weiter.

Der Ground Handling Agent (airside), der die e-freight Daten ebenfalls in sein System übernommen hat, scannt die Sendung bei Annahme, identifiziert diese damit eindeutig und kann sie anschliessend sicherheitskonform zur Verladung ins Flugzeug vorbereiten.

Die Airline fliegt die korrekt vorbereitete Sendung an den Bestimmungsort und gibt die verfügbaren Sendungsstati über den Flug sowie die Übergabe der Sendung via e-freight und Datacenter-Plattform an alle involvierten Supply-Chain-Partner weiter.


















Von „e-freight“ profitieren alle Marktteilnehmer

Durch die Nutzung der „e-freight“-Plattform ergeben sich Vorteile für alle am Lufttransport beteiligten Firmen: Die Datenqualität steigt. Es kann weitgehend auf Papier verzichtet werden. Mehrfache Datenerfassungen werden vermieden. Die Daten sind für alle berechtigten Nutzer durchgängig verfügbar und unterstützen eine transparente Sendungsverfolgung.

Führende Softwareunternehmen in der Schweiz wie SISA Studio Informatica SA bieten Industrie, Handel und Spediteuren Softwaresysteme mit Schnittstellen zur Luftfracht-Plattform. Die Luftfrachtlösung SISA Trans-it ermöglicht zudem die ganzheitliche Luftfrachtabwicklung von der Auftragserfassung, AWB Erstellung, Anbindung an Airline-Systeme, Leistungsabrechnung mit integrierter CASS Abrechnung sowie Anbindung an die e-dec und NCTS-Zollabwicklung. Die Spedition Lamprecht Transport AG, eines der führenden, inhabergeführten Schweizer Speditionsunternehmen, nutzt Trans-it erfolgreich. Lamprecht Transport verspricht sich mit der Anbindung von Trans-it an die neue „e-freight“-Plattform weitere Effizienzsteigerungen in der Zusammenarbeit mit Kunden und Logistikpartnern.

Autor: Roland Schumacher, CEO SISA
Quelle: Handelszeitung Nr. 48 / 1. Dezember 2016